Meine Helden Teil 2

Veröffentlicht am 18. Februar 2025 um 15:07

Bek, Titji und Tutmosis

 

Das Interesse an meinen Helden ist ungebrochen! Lieben Dank an euch da draußen! Und so gibt es neue Einblicke in die Welt meiner Protagonisten, zu den historischen Hintergründen, und was mich bewogen hat, die Charaktere genauso zu gestalten.

 

Titji

 

   Eine arrangierte Ehe – was damals eine gängige Praxis war – das sagt eigentlich schon alles über dieses Paar aus. Sie liebt ihn vom ersten Augenblick an, er liebt Bent und sonst keine! Seit Teenagertagen sind Bek und Titji miteinander verheiratet. Beider Eltern legten das lange vorher fest, um ihre Freundschaften zu festigen, ihre hohen Positionen und Posten zu halten. Die Ehe der beiden beruht auf freundlicher Rücksichtnahme, gegenseitigem Achten, was Bek anfangs schwer fiel. Im kindischen Glauben, einst Bent zu ehelichen wird ihm – die in seinen Augen brave, spießige, dumme – Titji an die Seite gestellt, welche er vom ersten Moment an ablehnt, sie lediglich als gackerndes Sumpfhühnchen bezeichnet. Dabei ist Titji alles andere als dumm oder oberflächlich! Sie ist eine perfekte, stets gepflegte und fein zurechtgemachte vornehme Dame, eine Lady, eine Ta Schepsi. Als Hausfrau und Gattin leitet sie zuerst des verwitweten Schwiegervaters gewaltiges Haus, in dem sie alle wohnen und rockt später wie nebenbei ihren und Beks großen Haushalt. Wie Titji zu meiner Protagonistin in den SACHMET-Geschichten wurde, wie sie zum ersten Mal auf Bek traf, lest ihr in der Kurzgeschichtensammlung SACHMET FLAMMENDE HERZEN.

   Titjis erfundene Figur, ihr Charakter, ihr Perfektionismus, ihr geduldiges Ausharren neben ihrer großen Liebe, obwohl sie ganz genau weiß, daß er sie niemals lieben wird, die Loyalität ihm gegenüber, obwohl er irgendwann nicht nur geistig auch körperlich mit Bent fremdgeht, polarisiert. Sie duldet – ohne ihren Schmerz nach außen zu zeigen – seine Freundschaft zu Bent, duldet sein geistiges Fremdgehen, sie harrt aus, obwohl er Bent liebt. Das einzige Zugeständnis, welches er ihr macht: sie teilen wenigstens hier und da das Bett miteinander und die Krönung dieser einseitigen Liebe ist Tutmosis.

   Ein derartiges Charakterbild widerspricht gewaltig meinem eigenen Naturell! Titji kam mir lange Zeit unglaubwürdig vor; Mädchen, schreib doch nicht solch einen Käse, wer ist so blöd…? Ich selbst würde niemals in einer Partnerschaft derart reagieren, bzw. resignieren und ich kenne auch niemand, der so lebt… Das dachte ich jedenfalls bis zu Band 7, als die Beziehung zwischen Bent und Bek offensichtlich wurde und mir jemand zu dieser Zeit von seiner großen platonischen Liebe, ihrem beiderseitigen geistigen Fremdgehen und der geduldig daneben sitzenden, alles wissenden Gattin erzählte. Insofern hat Titji sehr wohl ein lebendes Vorbild …

 

Aus SACHMET FLAMMENDE HERZEN

 

… Wahrlich, ihr Vater hatte eine gute Wahl getroffen, denn Bek war eigentlich ein feiner Kerl. Nur nicht als Gatte! Er wollte sie nicht! Er liebte sie nicht! Er würde sie nie lieben! Nicht einmal das kleinste Zugeständnis machte er ihr, damit sie wenigstens ihre Pflicht als Mutter erfüllen könnte. Sogar das verweigerte er ihr!

   Brennend heiße Tränen füllten ihre Augen. Auf ihrem Schminktisch kramte sie nach einem Tüchlein und dem mit Hathors Hörnern eingefaßten Spiegel, schaute sich an. Daran lag es! An ihren Augen! Diese seltsamen Augen. Blau wie die Blüten von Kornblumen. Kein anderer Mensch den sie kannte hatte solche Augen! Eine einzelne Träne schickte sich an, über die rosige Wange zu fließen. Irgendwie mußte sie ihn doch für sich gewinnen. Es mußte ihr gelingen! Ihre tastende Hand griff nach der verzierten bronzenen Pinzette… Vielleicht sollte sie sich die Augen ausstechen! Alles würde sie für ihn tun, wenn er sie nur lieben würde!

   „Du widerst mich an! Deine Blicke gleichen denen eines Dämons. Geh, bevor ich mich vergesse!“, hörte sie ihn wohl zum hundertsten Mal schimpfen, als sie vor ein paar Tagen nachts hoffend und bittend an seinem Bett stand.

   „Auch dann wird er mich nicht lieben, Hathor, Nebet Merut! Wie ungleich hast du die Liebe unter uns Eheleuten verteilt. Mir gabst du alles, ihm nicht einen Hauch davon. Was habe ich dir nur getan?“ Titji legte den Anch mit der polierten Seite auf den Tisch zurück, warf die spitze Tschay von sich, schneuzte sich, kämmte sich, strich das Kleid glatt, verließ ihre Kammer. …

 

Bek

 

   Bek dagegen hat ein historisches Vorbild: Er und sein Vater Men sind wahrscheinlich die beiden begnadeten Handwerker, welche die Memnonkolosse konstruiert haben, und die unter ihrer Anleitung errichtet wurden. Men ist Oberster der Bildhauer und Leiter der Bauarbeiten am roten Berg, wird inschriftlich als Oberster der Künstler an den sehr großen Denkmälern des Königs tituliert. Ebenso arbeiteten Vater und Sohn für Echnaton in seiner neuen Hauptstadt Achet-Aton.

In meinen Geschichten würfele ich die Familienverhältnisse durcheinander, benutze Namen und Nimbus, gebe Men einen anderen Part. Er tritt kurz als Oberster der Gärtner in Erscheinung. Bek, ebenfalls Oberster der Bildhauer, gebe ich Tutmosis (Djehutimes) als Sohn an die Seite.

   Beks Part ist der Gute, der Freundliche. Er ist selbstständiger Unternehmer, befehligt etliche Leute, hat jede Menge Beziehungen, bleibt stets verläßlich und er ist Bents bester Freund. So sieht sie das jedenfalls. Oft genug hilft er ihr aus ausweglosen Situationen, bremst oder schubst sie, gibt die Hoffnung niemals auf, daß sie sich nicht doch eines Tages zu ihm bekennen würde. Andererseits hat er sich im Laufe der Jahre mit seiner Frau arrangiert und so ist er stets zwischen Anstand und Verpflichtung, Tollerei und Neubeginn hin- und hergerissen.

   Von Bek erfahren meine Leser vieles über den genialen Umbruch in der altägyptischen Kunst, dem sogenannten Amarna-Stil, der entgegen dem althergebrachten steifen, starren Stil ein lebendiges, bewegtes Abbild der Menschen und ihrer Umgebung zeigt. Bek und seine Familie, sein Umfeld, sein Haus, sein Wohlstand erzählen vom normalen Leben der alten Ägypter, von den gutsituierten, jenen, die nicht zum Adel gehören. Und abgesehen davon steht Bek stellvertretend für einen ganzen Berufstand, ohne den im alten Ägypten (und auch heute) nichts funktioniert hätte: Handwerker! Es waren ausgebildete, hochqualifizierte Fachkräfte, die damals die Baudenkmäler errichteten, die Gräber in die Erde gruben, die bunten Malereien anbrachten, deren leuchtende Farben uns heute noch faszinieren! Menschen wie Bek und seine Arbeiter haben das vollbracht und wenn sie wüßten, daß auch nach nahezu 4000 Jahren ihre Bildnisse noch leuchten und begeistern, wären sie gewiß gewaltig stolz auf sich!

 

Tutmosis

 

  Ebenso wie Bek ist auch Tutmosis, der Liebling des guten Gottes, Aufseher der Arbeiten und Bildhauer, eine historische Persönlichkeit. Allerdings ist er im wahren Leben wahrscheinlich nicht der Sohn von Bek. In Sakkara befindet sich ein Grab, welches einem Tutmosis, dem Oberster der Maler am Ort der Wahrheit zugeordnet ist, und von dem man vermutet, daß es sich dabei um jenen Tutmosis handelt, welcher die Nofretete-Büste gemacht hatte. Der Vater dieses Mannes heißt Amenramwia, seine Mutter Mutemweschet. Auch ist eine Gattin namens Inyy erwähnt.

   In den SACHMET-Geschichten hat Tutmosis nur eine „Nebenrolle“, taucht zuerst in BLUTMOND als kleiner Junge auf, später, in Band 7, ATONS ERWACHEN, erfahren meine Leser, daß der lässige coole junge Mann eine steile Karriere hingelegt hat, in der Hauptstadt ein eigenes Atelier unterhält, zum Superstar, zum Picasso, Warhol, Bansky seiner Zeit aufgestiegen ist. Sein berühmtestes Werk, die Büste der Nofretete, wurde von Ludwig Borchardt, einem Archäologen der Deutschen Orient-Gesellschaft, 1912 in Tell el Amarna/Planquadrat P47, also in den Ruinen seiner Werkstatt so aufgefunden, wie ich es in meinen Geschichten beschreibe.

   

 

Wie er die Büste gemacht hat, und warum ihr angeblich ein Auge fehlt, erfahrt ihr in ATONS ERWACHEN und in meinem epischen Roman AM HORIZONT DER SONNE. In dieser Geschichte gehört Tutmosis neben Nofretete, Echnaton und Tut-Ench-Amun mit zu den Hauptprotagonisten.

 

 

Der Blick aus den Fenstern seiner Werkstatt zeigt den Nil bei Tell el Amarna. Dieses Foto, wie auch alle anderen, die im Hintergrund meiner 3D-Bilder zu sehen sind, habe ich bei meiner letzten Reise nach Ägypten aufgenommen. Genau wie das Bild der Büste der Nofretete. Diese (zugegeben wenig geglückte) Replik steht in Tell el Amarna im Besucherzentrum in einer kleinen Ausstellung. Dort zeigen – neben einem großen Modell von Achet-Aton –  ausschließlich Repliken u. a. die in alle Welt verstreuten Funde aus Achet-Aton 

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Kommentare

Ilona Arfaoui
Vor 14 Tage

Wie immer gekonnt wird historisches Wissen mit fiktiven Ereignissen gekonnt vermischt - Komp

Katharina Remy
Vor 14 Tage

Danke Ilona - und um auf deinen Hinweis bei Insta zurückzukommen: nein! In der Tat, Titji ist nicht dumm! Sie ist richtig stark und fest im Herzen. Aber ich selbst könnte so auch nicht leben.

Nefertiabet
Vor 12 Tage

Sehr schöne Darstellung mit der Büste von Nofretete und ihrem Erbauer!!! 👍😍

Katharina Remy
Vor 11 Tage

Danke Liebes!!! Der arme Tutmosis macht in meinem Horizont ja einiges deswegen durch ;-)