2. Auflage Oktober 2018
ISBN 9783741209307
184 Seiten, mit Illustrationen von Elke Bassler, 11,99 € Als
E-Book: 5,99 €
In
diesem Buch bin ich völlig neue Wege gegangen. Neun bedeutende
Szenen und die einzelnen Hauptkapitel werden jeweils von einem
Bild illustriert, die Elke Bassler in liebevoller,
zeitaufwendiger Arbeit erstellt hat. Elke hat durch ihre
wundervollen Bilder meine Heldin Bent zum Leben erweckt, ihre
altägyptische Welt und den Tempel der großen Zauberin Isis auf
phantastische Weise in Szene gesetzt. Neben den in liebevoller
Arbeit hergestellten neun Bildern zu jeder bedeutsamen Szene,
gestaltete Elke ebenso die drei Inkarnationen der Bent für die
Kapitelüberschriften. Außerdem hat sie mir ihre schöne
Poserfigur der Bent für das Cover zur Verfügung gestellt.
Selbstverständlich möchte ich mich auch an dieser Stelle, und
nicht nur im Buch selbst, für die schöne Zeit unserer kreativen,
zweimonatigen Zusammenarbeit ganz herzlich bei Elke bedanken!
Klappentext:
Der Kampf der
großen Göttinnen Isis und Sachmet, ihr Ringen um Ägyptens Wohl, sowie
die Herrschaft über die Seele der Hohepriesterin Sahu-Re ist nicht zu
Ende. Pharao Echnatons Regentschaft, aber auch das Leben von Bent hängen
allein von der Gnade der mächtigen Göttinnen ab.
2011 AD:
Deutschland
Die Archäologin
Anna Berger, erschüttert von einem brutalen Mord in ihrem Freundeskreis,
macht während des Arabischen Frühlings eine schauderhafte Entdeckung.
Die einst von ihr im Arbeiterdorf Deir el Medine gefundene Statue
verkörpert in den Wirren dieser unruhigen Zeiten das absolut Böse.
Sachmet selbst offenbart sich und Anna muß in Luxor um ihr Leben
fürchten
1350 v. Chr.:
Uaset, Kemet
Bent, innerlich
noch immer mit den Wunden ihrer grausamen Vergangenheit gezeichnet,
führt als angesehene Hohepriesterin Sahu-Re seit mehr als zwanzig Jahren
ein bescheidenes, genügsames Leben im Tempel der Isis. Doch die
unruhigen Zeiten von Pharao Echnatons Herrschaft, der Glaubenskampf um
die Reichsgötter Amun und Aton verlangen Bents ganzen Mut. Willensstark
und kämpferisch tritt sie für die alten, rechtmäßigen Götter und den
altehrwürdigen Glauben ein. Doch in dem unerbittlichen Kampf fordert
noch eine Göttin - Sachmet - erbarmungslos ihre uneingeschränkte Macht
zurück. Die Herrin der Angst reißt Bents Seele abermals in blutrünstige
Abgründe. Die Dame des roten Tuches, die Tochter des Re verlangt von
Bent absoluten Gehorsam und nimmt grausam Rache
Leseprobe:
...Sie erwachte.
Doch die Nacht war noch lange nicht vorbei. Etwa die dritte Stunde nach
Mitternacht. Ihr Gesicht schmerzte; wollten die alten Narben sie nach so
vielen Jahren noch einmal ärgern? Mühsam erschien ihr das Aufstehen, die
müden Knochen und Muskeln wollten einfach nicht gehorchen. "Wie alt
bin ich?", knurrte sie bissig in die Dunkelheit und suchte nach dem
Zunder. Als das Lämpchen aufflackerte, tastete ihre Hand nach einem
Spiegel. Lange kramte sie in der Schublade danach, hielt ihn endlich in
Händen, wischte mit einer energischen Handbewegung den Staub darauf weg.
Fast erwartete sie, eine fürchterliche Fratze darin zu erblicken, doch
nur ihr gewohntes Antlitz schaute ruhig zurück. Eine Frau Mitte vierzig,
für ihre Begriffe mit zu glatter Haut, ziemlich ergraut und leidlich
hübsch. Die Nase etwas zu groß, dafür der Mund zu klein. Nur ihre Augen
hatte sie immer besonders schön gefunden, doch auch das hatte sich seit
einigen Jahren erledigt. Jetzt wirkten sie fahl im Dämmerlicht des
Lämpchens, ohne Leuchten, ohne Feuer. Oh, wie hatte sie damals mit
diesen Augen die Männer verrückt gemacht - ein raffinierter Blick von
ihr und die Kerle schmolzen nur so dahin. Das lag so weit zurück, fast
dreißig Jahre, ein ganzes Menschenleben... Freudlos ließ sie den
Spiegel sinken; entschlossen, den Rest der Nacht im Allerheiligsten zu
verbringen. Die Pein wurde unerträglich. Nur in Isis' Schoß würde sie
diese schmerzvolle Nacht überstehen können. Und dann noch dieser
Juckreiz... Ein schrecklicher Gedanke kam ihr. Fast panisch ergriff
sie wieder den Spiegel, riß mit fliegenden Fingern den Ausschnitt des
Hemdes weiter auf, holte das Lämpchen in die Nähe ihrer Brust und
betrachtete sich genau... Linien! Feine dünne Linien erschienen
zwischen ihren Brüsten, schwarz wie der Tod, hauchzart wie ein
Frauenhaar. Dünne Linien, vor ewiger Zeit von einer jungen,
verzweifelten, gedemütigten Frau mit Hilfe eines Messers und Rußes
dorthin geritzt. Linien, die allmählich zu Schriftzeichen wurden: eine
Eule, eine Kobra... Die Worte formten sich wie von Geisterhand zu
Medu Netjer, zu einem Fluch und zu einem Schwur. Sie brauchte nicht
weiter zu warten, wußte nur zu genau, was diese Zeichen bedeuteten. Der
erste Blutstropfen fiel vor ihr auf den Spiegel, als der mächtige Name
vollständig erschienen war. Flüchtig erblickte sie ihr Gesicht in dem
fast blinden, staubigen Spiegel: Eine blutige Fratze, vom Feuer
verbrannt und entstellt bleckte sie an; die grauenvollen, unerträglichen
Schmerzen von damals waren nicht zum aushalten. Stöhnend ließ sie das
Anch mit der polierten Seite auf den Tisch sinken. Doch es war nicht
damals! "Es ist heute!", rief sie energisch. Laut knallte ihre Faust
auf die Tischplatte, daß die Glasflakons, Kämme und Salbentiegel nur so
hüpften. "Und du kannst mir nichts mehr wollen!" "Haderst du etwa?",
hörte sie eine gereizte, fauchende Stimme fragen. "Mit deinem Alter? Mit
den langsam anschleichenden Gebrechen? Mit den Dingen, die waren und die
sein werden?" "Ich hadere nicht! Was ich getan habe, habe ich gut
getan! Ein jeder muß sein Leben so leben, wie er es für richtig hält und
wie es den Göttern gefällt!" Beinahe hätte ihre Stimme wie früher
geklungen, als sie ihre energische Antwort dem Raum mitteilte, allein
der heisere Ton zeugte von der schmerzhaften Vergangenheit. "Ich bin
hier, im Spiegel! Ich bin nicht in dir, dafür ist meine Schwester zu
mächtig." Sie faßte sich und griff wieder nach dem Spiegel. Auch
wenn große Göttinnen wohl daraus zu einem sprachen - Bent war und blieb
praktisch veranlagt, spuckte auf die polierte Bronze und rieb das Anch
mit dem Saum ihres Nachthemdes blank. Sie hörte ein wütendes Fauchen:
"Das hat noch niemand gewagt!" "Ich sehe sonst nichts, der Spiegel
war schmutzig. Seit Jahren hab ich ihn nicht in der Hand gehalten. Wozu
auch! Was willst du?" "Ich warne dich!" "Du willst mich warnen?"
In Bent kroch Wut hoch. "Mich! Sahu-Re! Hohepriesterin der Isis! Wie
kommst du dazu?" Doch sie erhielt keine Antwort. Der Spiegel zeigte nur
ihr wütendes Gesicht, der Juckreiz war verschwunden, ebenso die
unheilvollen Schriftzeichen. Sachmet war fort. Allein die Schmerzen
in ihren Gelenken waren wieder da. Zornig packte Bent den Spiegel in die
Schublade des Tisches zurück und verließ den Raum, schlich schlurfend
durch die dunklen Gänge des Tempels, öffnete die Tür zum
Allerheiligsten, erklomm die drei Stufen des Podestes, auf dem Isis'
Thron stand. Mit klammen Fingern hielt sie sich an den Armlehnen fest,
atmete tief durch. Allmählich erlangte sie ihre Fassung wieder, die
Schmerzen in ihrem alten Körper ließen nach, ihr Geist beruhigte sich.
Sie achtete auf ihre Atemzüge und den Herzschlag. Bald spürte sie den
Herzschlag der Nacht, das Pulsieren des Landes, die Kraft der Erde, die
Herrschaft des Nils. Sie horchte weiter, empfing die Botschaft der
Natur, die ewige Macht der Liebe, des Werdens und des Vergehens. Jetzt
konnte sie fast den Pulsschlag einzelner Menschen hören, das Atmen der
Dunkelheit, die lautlosen Flügelschläge von Fledermäusen. Die Nacht war
still und kraftvoll und doch... Etwas stimmte nicht! Ein Herzschlag
fehlte! Es war so weit weg. Sie konzentrierte sich stärker, richtete all
ihre Sinne auf das Fehlen eines unhörbaren Tons. Ein Herz hatte
aufgehört zu schlagen! Die Stille, die das hervorrief, war so grauenvoll
wie das Fehlen der Schritte eines geliebten Menschen. Sie drehte den
Kopf Richtung Norden - von dort kam die unheilvolle Stille her! Von
Norden! Aus dieser Stadt! Aus diesem Sumpf des Verfehlens! Aus diesem
Morast, wo die Mißachtung der angestammten Götter regierte! Sie richtete
ihr gesamtes Augenmerk nun auf die Hauptstadt, durchforstete die
Straßen, Häuser und Paläste jenes Ortes, in den sie bis heute keinen Fuß
gesetzt hatte. Schlimm genug, daß Pharao sämtliche Götter verachtete,
ihr geliebtes Uaset im Dreck versank, verlottert, vergessen und
aller Götter beraubt. Sachmets Worte bekamen plötzlich eine völlig neue
Bedeutung. Sie warnte, ja, aber nicht Bents Person. Sie warnte das Land!
Wovor? Bents Geist suchte weiter, fand ein Neugeborenes, dessen
kraftvoller Herzschlag den fehlenden ersetzte. Er kam aus dem Palast der
neuen Hauptstadt. Von dort kam auch das was sie vermißte. Das Herz, das
nun nicht mehr schlug, gehörte der Frau, die alles zusammengehalten
hatte. Jene, die Acht gab, die Einzige, die Sachmet beherrschen konnte.
Die Hohepriesterin der Mächtigen, Die Prinzessin aller Frauen,
Die Herrin des Südens und des Nordens, Teje , war tot...
|